Sociocracy 3.0 erweitert die Soziokratie um Konzepte agiler Arbeitsweisen zu einem Leitfaden zur Stärkung der Selbstorganisation und Agilität von Organisationen aller Art. Dutzende Muster unterstützen die Erneuerung und Erweiterung etablierter Arbeitsweisen. Wählt, kombiniert und adaptiert sie nach eurem Bedarf für eure schrittweise Transformation!
Organisatorische Veränderung ist kein Projekt. Jede Organisation benötigt ihren Mechanismus, um sich laufend weiterzuentwickeln. Mit Sociocracy 3.0 steht dafür ein frei zugänglicher, vielseitiger und effektiver Ansatz zur Verfügung. Bewährte Werkzeuge für agile Organisation unterstützen Organisationen darin, dynamische Strukturen für ein komplexes Umfeld zu schaffen. Ohne Reorganisation.
Agile Organisation mit Sociocracy 3.0: mehr als nur ein Werkzeug
Wozu benötigen wir neue Werkzeuge? Die starren Strukturen hierarchischer Organisationen hemmen die Bereitschaft, auf Veränderung zu reagieren. Andererseits verunmöglicht eine Zusammenarbeit ohne klare Abläufe gesundes Wachstum und organisatorisches Lernen. Erst die bewusste Regelung der Zusammenarbeit durch die Teams selbst schafft die benötigte Klarheit als Grundlage kreativer und unternehmerischer Aktivität.
Mitarbeiter:innen zu managen funktioniert nicht mehr. Wir arbeiten als bestens ausgebildete und motivierte Fachleute – und als Menschen – zusammen. Wir sollten die Regeln dieser Zusammenarbeit selbst vereinbaren.
Sowohl die Soziokratie als auch die agilen Methoden machen ausgiebigen Gebrauch von Rückkoppelung in allen Prozessen, um die laufende Anpassung an Veränderungen zu sichern. Dadurch kann sich das System stabil halten und gleichzeitig in Reaktion auf ein sich veränderndes Umfeld weiterentwickeln.
Ursprünge von Sociocracy 3.0
Sociocracy 3.0 entstand ab 2015, als Bernhard Bockelbrink und James Priest sich erstmals über die Methoden ihrer Arbeit austauschten: Kanban sowie die Soziokratie. Sie erkannten gemeinsame Grundwerte und vergleichbare Herausforderungen – und zwei gänzlich unterschiedliche Herangehensweisen, um diesen zu begegnen.
Bernhards Erfahrung mit den Methoden agiler Software-Entwicklung hatte ihn den Wert einer inkrementellen, adaptiven Vorgehensweise in Veränderungsprozessen schätzen gelehrt. Sie steht im Gegensatz zu einer präskriptiven, linearen Denkweise herkömmlichen Managements, die sich vielfach als inadäquat und schädlich herausgestellt hatte.
Keine der agilen Methoden befasste sich aber tiefer mit der Frage, wie kollektive Entscheidungen effektiv gefunden konnten. Daraus folgte auch, dass die dynamische Entwicklung von Organisationsstrukturen nicht aus sich selbst heraus erfolgen konnte. Damit fehlten entscheidende Werkzeuge für die Entwicklung agiler Organisation.
James schöpfte seine Erfahrung aus jahrelanger Arbeit mit der Soziokratischen Kreisorganisationsmethode (SKM). Diese beruht auf der Überzeugung, dass Mitarbeiter:innen ihre Arbeit in Teams selbst gestalten können, wodurch sowohl bessere Arbeitsbedingungen als auch bessere Resultate entstehen. Der fundamentale Mechanismus zur Umsetzung dieser eigenverantwortlichen Zusammenarbeitsform ist das Konsent-Entscheidungsverfahren.
Sie reihten ihre Arbeit mit der Namensgebung bewusst in die jahrzehntelange bisherige Entwicklung der Soziokratie ein. Nach einigen Monaten stiess Lili David zu Sociocracy 3.0. Seither zeichnen die drei als Autor:innen. Gemeinsam stellen sie Sociocracy 3.0 selbst und eine Menge Lernmaterialien dazu unter einer Creative-Commons-Lizenz zur freien Verwendung bereit. Es ist ein erprobter Weg, agile Organisationen mit Sociocracy 3.0 zu entwickeln.
Sieben Prinzipien
Diese gemeinsame Grundlage spiegeln die sieben Prinzipien von Sociocracy 3.0 wider. Sie alle sind darauf ausgerichtet, explizite Vereinbarungen dynamisch von innen heraus an die wechselnden organisatorischen Bedürfnisse anzupassen. Dadurch entstehen für alle Beteiligten die Transparenz und Verbindlichkeit, in welchen engagierte Zusammenarbeit möglich wird.
Werte
Sociocracy 3.0 proklamiert keine ausdrücklichen Werte, doch haben sich drei Grundhaltungen als massgebliche Faktoren erfolgreicher Selbstorganisation mit Sociocracy 3.0 herausgebildet.
- Kunstvolle Teilnahme (engl. Artful Participation) ist eine Einladung an uns selbst, unser Mitwirken in der Gruppe zu reflektieren: Ist mein Beitrag zum gemeinsamen Gelingen der beste, zu dem ich im Augenblick imstande bin?
- Gut genug für den Augenblick, sicher genug für einen Versuch – wir suchen nicht die beste Lösung, sondern eine, die uns jetzt einen Schritt weiter bringt.
- Es geht nicht um Entweder-Oder, sondern kann beides sein – und mehr. Bei näherer Untersuchung stellen sich unterschiedliche Ansichten als ergänzend heraus, auch wenn sie zunächst gegensätzlich erscheinen.
Weitere Einflüsse auf Sociocracy 3.0
Unter den agilen Einflüssen ist sicherlich Kanban besonders spürbar. Auf sie gehen die Überlegungen zum Management von Arbeit ebenso zurück wie das Konzept der bedarfsgesteuerten, schrittweisen Umsetzung des Leitfadens. Weitere agile Ansätze steuern etwa Design-Thinking oder Impact-Mapping bei.
Sociocracy 3.0 integriert über die agile Welt hinaus weiterer Einflüsse, darunter die Gewaltfreie Kommunikation, die für den Treiber und damit eines der Kernkonzepte von Sociocracy 3.0 Patin stand.
Flexibler Einsatz
Deine Organisation ist einmalig. Die Erfolgsrezepte anderer Betriebe zu kopieren, ergibt keinen Sinn. Gleichzeitig ist sie nicht so einzigartig, dass sie nicht von guten Beispielen lernen könnte. Sociocracy 3.0 lädt dich genau dazu ein. Sociocracy 3.0 beschreibt einige Dutzend Muster effektiver Arbeitsweisen, die sich in mehreren Kontexten als wirkungsvoll erwiesen haben.
Einige davon ergänzen sich ideal, viele funktionieren auch ganz losgelöst voneinander. Eine anwendbare Methode zur Einführung und Umsetzung von Sociocracy 3.0 ist nicht Teil dieses Konzepts. Mit Sociocracy 3.0 zu arbeiten bedeutet, Veränderungsbedarf zu erkennen und unter Berücksichtigung der Muster aus Sociocracy 3.0 die eigene Arbeitsweise bewusst und gemeinschaftlich weiterzuentwickeln.
Zertifizierung
Ein Zertifizierungskörper und -programm würden der Sociocracy-3.0-Idee genauso widersprechen wie Lizenzgebühren. Folglich haben die Autor:innen sich für einen anderen Weg entschieden, der Selbstverpflichtung, intrinsische Motivation und kollektives Lernen in den Mittelpunkt stellt. Berater:innen und Lehrer:innen von Sociocracy 3.0 können sich auf freiwilliger Basis zum ICPT – Intentional Commitment for Practitioners and Trainers bekennen. Und mithin zu einem andauernden Austausch zu Sociocracy 3.0 und den damit verbundenen Themen.
Loslegen und Lernen
Es gibt keinen Grund, zu warten. Sociocracy 3.0 ist für dich verfügbar. Du kannst es frei verwenden und an deine Bedürfnisse anpassen. Beginne deine agile Organisation mit Sociocracy 3.0 zu entwickeln.
Fakten zu Sociocracy 3.0
Autor:innen | Bernhard Bockelbrink, Lili David, James Priest |
Kanonische Referenz | Sociocracy 3.0 Practical Guide |
Website | Sociocracy 3.0 Website |
Grundlagenkurs | Sociocracy 3.0 Grundlagenkurs von Sfera und Now.New.Next |