Selbstorganisation*

Selbstorganisation bedeutet, dass die Mitglieder eines Teams die Regeln ihrer Zusammenarbeit selbst festlegen, überwachen und weiterentwickeln.

* unsere Definition und Verwendung des Begriffs im Kontext der agilen Transformation ◼︎

Sie unterliegt immer Einschränkungen, innerhalb derer das Team autonom handelt. Umgekehrt betrachtet, findet innerhalb der gegebenen Einschränkungen immer Selbstorganisation statt. Die Einschränkungen lenken den Fokus und begrenzen zugleich Handlungsoptionen. Dadurch tragen sie idealerweise zur Entwicklung einer tragfähigen Teamstruktur bei und unterstützen gleichzeitig die Anbindung an die Gesamtorganisation.

Selbstorganisation nutzen

Den meisten Unternehmen ist es unmöglich, ihre Aufgaben im Rahmen ihrer formell festgelegten Strukturen und Abläufe zu erfüllen. Daher nutzen Mitarbeiter:innen auf dem «kurzen Dienstweg» ihre persönlichen Netzwerke in der Organisation. Diese Form der Selbstorganisation ist ein Notbehelf. Er fördert Intransparenz und erschwert dadurch das organisatorische Lernen.

Simple, clear purpose and principles give rise to complex and intelligent behavior. Complex rules and regulations give rise to simple and stupid behavior.
Dee Hock, former CEO, VISA International

Erst ein bewusster Umgang mit der Selbstorganisation erschliesst das Potenzial neuer Produktivität und Innovationsbereitschaft. Wenn Teams ihre Regeln innerhalb des gegebenen Rahmens selbst aushandeln, entwickeln die Spezialist:innen des Aufgabenbereichs den Rahmen für gute Arbeit. Dabei bringen sie ihre kollektiven Wissen, Erfahrung und Beobachtungen ein und übernehmen damit direkte Verantwortung für ihre Aufgabe. Die Vereinigung von Steuerung und Ausführung im Team ermöglicht erst die Reaktionsbereitschaft wirklicher Agilität.

Selbstorganisation kann dann als Voraussetzung für organisatorische Agilität gelten. Wenn die Entscheidungen dort getroffen werden, wo sie anfallen, entkommt die Organisation der Schwerfälligkeit bürokratischer Bewilligungsverfahren.

Anreizsysteme

Zu den Einschränkungen der Selbstorganisation gehören namentlich auch alle geltenden Anreizsysteme, die sich auf die Mitglieder des Teams auswirken. Zielvorgaben, Bonus-Versprechen, Arbeitsplatzsorgen und andere Werkzeuge herkömmlicher Unternehmensführung können die Aufmerksamkeit vom Auftrag des Teams auf andere Grössen ablenken.

Aus diesem Grund wirken herkömmliche Anreizsysteme häufig unvorteilhaft auf die Entstehung gelingender Selbstorganisation und damit auch effektiver Zusammenarbeit ein. Die Festlegung der Rahmenbedingungen muss diesem Aspekt Rechnung tragen.

Führung und Selbstorganisation

Die paradox anmutende Anleitung zur Entwicklung funktionierender Selbstorganisation lautet: Halte dich eisern an geltende Regeln und passe die Regeln nach Bedarf jederzeit an. Gültige Regeln sichern das gegenseitige Vertrauen und ermöglichen organisatorisches Lernen. Die Anpassung der Regeln setzt dabei einen entsprechenden Beschluss durch die verantwortliche Organisation voraus. Somit wird die rasche und verbindliche Entscheidungsfindung zur direkten Voraussetzung für gelingende Selbstorganisation.

Dabei entwickelt sich die Aktivität innerhalb der Rahmenbedingungen frei und zunächst ohne gemeinsame Ausrichtung. Die Herausforderung gelingender Zusammenarbeit besteht darin, unabhängig gesteuerte Aktivitäten an Zweck und Zielen der Organisation auszurichten.

Hinweis: Der Begriff der Selbstorganisation wird in Mathematik, Naturwissenschaften, Soziologie und anderen Gebieten unterschiedlich verwendet → Wikipedia. Diese Einordnung bezieht sich auf den Unternehmenskontext.

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