Warum tun wir, was wir tun? Wozu arbeiten wir zusammen? Wir handeln aus unterschiedlichen Motiven heraus. Das ausdrückliche Beschreiben dieser Treiber unserer Tätigkeit schafft gemeinsame Klarheit und dadurch eine wichtige Voraussetzung gelingender Zusammenarbeit.
Motive des Handelns
Von diesen Treibern sind manche uns bewusst, andere nicht. In der Sprache von Sociocracy 3.0 bezeichnen wir diese Motive als Treiber. Nicht alle Treiber sind aus Unternehmenssicht relevant. Diejenigen, die von den Mitgliedern der Organisation als relevant betrachtet werden, werden als organisatorische Treiber bezeichnet.
Ist es ein Problem?
Der Begriff «Problem» wird verbreitet als – nun – problematisch angesehen, weil er entmutigend wirke, indem er die Schwierigkeit betont. In bestimmten Kontexten wird er hingegen neutral als Aufgabenstellung verstanden, die es zu lösen gilt. Mathematiker:innen und auch Ingenieur:innen sehen es als ihre Aufgabe, Probleme zu verstehen und zu lösen. Als «problem solving skills», also Problemlösungskompetenz, ist er zumindest im englischen Sprachgebrauch geradezu positiv besetzt.
Ein Treiber beschreibt letztlich nichts anderes als ein Problem, auf das die Organisation durch eines ihrer Mitglieder aufmerksam wurde.
Wie steht es also mit der Problemlösungskompetenz deiner Organisation?
Von der Spannung zum Treiber
Treiber machen sich zunächst als undefiniertes Bauchgefühl bemerkbar, das als Spannung wahrgenommen wird – als Spannung zwischen dem jetzigen Zustand und einer möglichen Verbesserung. Eine solche Spannung kann positiv oder negativ wahrgenommen werden – Freude oder Angst, Begeisterung oder Ärger.
Doch zunächst fällt es schwer, diese Spannungen in der Gruppe zu teilen und damit einer gemeinsamen Bewertung zugänglich zu machen. Durch eine bewusste Objektivierung ihrer Ursache schlagen wir diese Brücke. Die individuelle Intuition der Mitglieder wird auf diese Weise der kollektiven Intelligenz der Organisation zugänglich. Damit ist das Beschreiben organisatorischer Treiber ein einzigartiges Werkzeug zur Entwicklung organisationsweiter Agilität.
Auf Treiber reagieren
Je eher ein Treiber erkannt wird, desto geringer fällt normalerweise die Abweichung vom Erwünschten aus. Er lässt sich dadurch leichter untersuchen und verstehen, sodass der zuständige Kreis seine angemessene Reaktion darauf findet.
Eine mögliche Reaktion besteht darin, den Treiber als unerheblich zu verwerfen. Eine andere darin, die Zuständigkeit für das Thema zu eruieren und den Treiber an die zutreffende Stelle weiterzuleiten. Doch wenn beides nicht zutrifft, liegt es am Kreis, eine angemessene Reaktion auf den Treiber zu entwickeln.
Treiber formulieren
Wie knapp oder ausführlich ein Treiber beschrieben wird, hängt davon ab, mit wem er geteilt und von wem er verstanden werden soll.
Die Ist-Situation wie auch der wünschenswertere zukünftige Zustand werden sowohl in einer objektiven als auch in einer subjektiven Dimension beschrieben:
- Die Situation, wie sie sich darstellt und meine Interpretation davon, was diese Analyse bedeutet
- Was die Organisation demzufolge benötigt und welche Auswirkung sich daraus ergeben soll.
Es besteht keine Vorschrift über die Formulierung eines Treibers. Entscheidend ist, dass er die Motive unserer Zusammenarbeit klärt: Wozu arbeiten wir zusammen?